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Allgemeine Informationen zum Themenbereich „Fehlgeburt vor/rund um die 12. Schwangerschaftswoche“

„Wenn ein Kind tot zur Welt kommt, ist es eine stille Geburt, denn dieses Kind verkündet nicht mit einem ersten Schrei seine Ankunft in der Welt.“ (Michaela Nijs)

Darüber sprechen
Obwohl es sehr viele Frauen betrifft, ist das Thema Fehlgeburt angstbesetzt und kaum besprochen – ein Tabuthema.
Für die Trauerarbeit und das Begreifen des Geschehens ist es jedoch wichtig, zur Sprache zu bringen, was einen bewegt. Tränen, Trauer, Wut und Verzweiflung – alles hat seinen Platz.

Wenn Sie das Bedürfnis haben, können Sie psychologische Hilfe während des Krankenhausaufenthaltes in Anspruch nehmen. Aber es gibt auch das Angebot mit der Seelsorgerin Maria Radziwon ins Gespräch zu kommen und der Trauer einen Raum zu geben. Bitte geben Sie dem Pflegepersonal Bescheid, wenn Sie dies wünschen.

Einen Namen geben
Auch wenn es schwer ist: versuchen Sie Ihrem Kind Raum zu geben. Es kann helfen, einen Namen für das Kind zu haben und auch ein Bild von ihm.
Die Krankenhaus-Seelsorgerin stellt Ihnen gerne eine Namensurkunde aus. Neben dem Mutter-Kind-Pass ist diese Namensurkunde oft das einzige, das Ihnen von Ihrem Kind „bleibt“.

Was passiert mit meinem Kind?
Wenn Sie im Krankenhaus sind, erhalten Sie vom Pflegepersonal eine Broschüre mit allgemeinen Informationen und ein Blatt, das Sie gebeten werden auszufüllen.
Es handelt sich dabei um eine „Einverständniserklärung zur Bestattung“. Sie können auf diesem Blatt ankreuzen, ob Sie eine Bestattung Ihres Kindes wünschen oder nicht.

Wenn Sie unentschlossen sind, gibt es auch eine Ankreuzmöglichkeit. Dabei erklären Sie sich dann einverstanden, dass die Krankenhaus-Seelsorgerin sich bei Ihnen meldet nach etwa 2-3 Wochen und Sie noch einmal fragt, wie Sie sich entschieden haben.

In Lienz gibt es das „Kindergrab“ am Lienzer Friedhof. Dort gibt es in regelmäßigen Abständen (etwa alle 2-3 Monate) eine Verabschiedungsfeier und die Bestattung der fehlgeborenen Kinder. Die Kinder werden gemeinsam in einen kleinen Sarg gelegt. Wenn Sie persönliche Andenken (ein kleines Kuscheltier o.ä.) mitgeben möchten, bitte kontaktieren Sie die Krankenhaus-Seelsorgerin!

Die Gestaltung dieser Feier ist konfessionsoffen und wird von der Krankenhaus-Seelsorgerin geleitet. Die Bestattung Bergmeister übernimmt die gesamte Koordination und Organisation der Bestattung. Dieses Angebot ist kostenlos.

Mit der Trauer leben
Im Krankenhaus können Sie begleitet werden, wenn Sie dies wünschen. Aber auch zu Hause ist es wichtig, dass Sie jemanden haben, mit dem Sie sich aussprechen können. Das kann Ihr Partner sein, aber auch jemand anderer Vertrauter.

Viele Frauen erzählen, dass es ihnen gut tut, wenn sie in einer Gruppe erleben, dass sie nicht alleine sind.
Sie können jederzeit die Leiterinnen der Selbsthilfegruppen kontaktieren:

Monika Pucher-Schweiger (betroffene Mutter) 0676/3254540 (abends) oder
Rudi Rumpl (Trauerbegleiter) 0664/1818297

Was hilft mir im Alltag?
Geben Sie Ihrem Erlebnis und der Trauer um Ihr Kind Zeit. Sie werden erleben, dass jeder Tag anders ist. An manchen Tagen sind Sie voller Wut, vor allem dann, wenn Sie anderen glücklichen Müttern mit kleinen Babies begegnen. An anderen Tagen fühlen Sie sich stark und finden vielleicht sogar Sinn in diesem Geschehen. Und ein anderes Mal vielleicht sind Sie einfach nur traurig und können nicht fassen, was geschehen ist.

Nehmen Sie diese Gefühle – in all ihrer Vielfalt und Heftigkeit an. Vielleicht hilft es Ihnen, eine Kerze zu entzünden im Gedenken an Ihr Kind oder Sie besuchen das Kindergrab am Lienzer Friedhof. Vielleicht haben Sie auch einen ganz eigenen Ort des Trostes: ihn aufzusuchen, kann Sie unterstützen.

Du kannst Tränen vergießen,
Weil Dein Kind gegangen ist,
Oder Du kannst lächeln,
Weil es gelebt hat.

Du kannst Deine Augen
Schließen und beten,
Dass Dein Kind wiederkehrt,
Oder Du kannst die Augen
Öffnen und all das sehen,
Was es hinterlassen hat.

Dein Herz kann leer sein,
Weil Du Dein Kind nicht mehr sehen kannst,
Oder Du kannst voller Liebe sein,
Die ihr geteilt habt
Und die Dankbarkeit spüren,
Dafür, dass es da war.

Du kannst Dich am Morgen abwenden
Und im Gestern leben,
Oder Du kannst morgen glücklich sein
Wegen des Gestern

Du kannst Dich an Dein Kind erinnern,
nur daran, dass es gegangen ist,
Oder Du kannst sein Andenken bewahren
Und es weiterleben lassen.

Du kannst weinen und
Dich verschließen,
Leer sein und Dich abwenden,
Oder Du kannst tun,
Was Dein Kind gewollt hätte.

Wieder lächeln lernen,
Deine Augen wieder öffnen,
Lieben und leben, weinen UND lachen
UND Deinen Lebensweg gehen
– mit Deinem Kind im Herzen

Hilfe im Internet
Bitte gehen Sie vorsichtig mit dem Internet um. Nicht alles, das im Internet (in Foren etc.) erzählt wird, entspricht der Wahrheit. Prüfen Sie das Gelesene gut und überlegen Sie, ob es Ihnen gut tut, es zu lesen oder sich an einer Gruppe zu beteiligen oder ob es immer wieder neu ihre ganz persönliche Wunde verletzt.

Allgemeine Informationen zum Thema Fehlgeburt finden Sie z.B. hier:

Verein Pusteblume
http://www.verein-pusteblume.at/

Dein Sternenkind
http://www.dein-sternenkind.eu/

Stille Geburt
http://www.stille-geburt.net/

Die Trauer der Väter
http://www.shg-regenbogen.at/contao_340/files/SHGDokumente/vaetertrauer.pdf

Bücher, die gute Begleiter sein können
für Eltern, Betroffene und Angehörige

Heike Wolter: „Mein Sternenkind“

Hannah Lothrop: „Gute Hoffnung, jähes Ende“

Melanie Rihm: „Die vergessene Trauer der Väter“

Julie Fritsch: „Unendlich ist der Schmerz“

für Kinder (Geschwister)

Heike Saalfrank: „Abschied von der kleinen Raupe“

Heike Wolter: „Lilly ist ein Sternenkind“

Doris Meyer: „Sternenschwester“

Elisabeth Kübler-Ross: „Über den Tod und das Leben danach“